Julianne Nitsche

Angestellte in der modernen Arbeitswelt: Anwesend und doch abwesend

19. Juni 2017

Kennen Sie diese Tage, an denen Sie mit Ihrer Prioritätenliste im Kopf motiviert in den Arbeitstag starten, nur um dann acht bis zehn Stunden später auf dem Weg nach Hause festzustellen, dass Sie weder Ihre Liste abgearbeitet haben und schlimmer, sich nicht einmal erinnern können, mit was Sie eigentlich Ihre ganze Zeit verbracht haben. Wir haben die Kontrolle an unseren Autopiloten abgegeben und schrecken nur durch Piepsen, Vibrieren und Pop-ups in die Wirklichkeit zurück.

Eine Studie der Harvard University bestätigte kürzlich, dass die meisten Menschen 47% der Zeit an etwas Anderes denken als an das, was sie gerade tun. Schlussfolgernd sind wir heutzutage fast 50% unserer Zeit geistig abwesend, obwohl wir körperlich anwesend sind. Eine Konsequenz dieser geistigen Abwesenheit ist Unzufriedenheit. „A wondering mind is an unhappy mind“, so die Wissenschaftler von Harvard. Wer ständig in Gedanken abwesend ist, verpasst die Hälfte seines Lebens.

Wenn wir diese Erkenntnis mit den Ansprüchen unserer modernen, schnelllebigen und digitalisierten Arbeitswelt vergleichen, in der ständig Neues gelernt werden muss und die uns deshalb immer komplexer erscheint, dann tut sich vor uns ein Abgrund auf:

Noch nie war es notwendiger sich auf unsere Arbeit zu konzentrieren, um das neu Gelernte zu verdauen und in unsere Arbeitsabläufe zu integrieren und die immer komplexer werdenden Informationen zu erfassen. Und doch sind wir die Hälfte der Zeit in Gedanken „out off the office“.

Noch gibt es keine Studien oder Hochrechnungen, die die Verluste dieser anwesenden und doch abwesenden Mitarbeiter für die Unternehmen kalkulieren, aber man kann sich auch so vorstellen, wieviel Mehrwert ein konzentrierter und aufmerksamer Mitarbeiter für sein Unternehmen hat. Innovation, Kreation und Problemlösungen sind für unser Gehirn nur möglich, wenn wir konzentriert sind.

Es ist abzusehen, dass neben technischen und sozialen Kompetenzen, bald die Fähigkeit der Konzentration über Erfolg in der Arbeitswelt ausschlaggebend sein wird.

Die gute Nachricht am Ende: Konzentration und Aufmerksamkeit lassen sich durch Mindfulness (auch Achtsamkeit genannt) erlernen und durch spezielle Übungen leicht in den Alltag und die Arbeit integrieren. Hochleistungsunternehmen, wie zum Beispiel Google, haben schon vor Jahren das Potential von Mindfulness erkannt und ihre Mitarbeiter weitergebildet. Mindfulness am Arbeitsplatz führt unter anderem zu mehr Produktivität, mehr Innovation und weniger Fehlern.

Hunderte wissenschaftliche Studien belegen die positiven Effekte von Mindfulness auf Unternehmen und Mitarbeiter und die Prinzipien lassen sich dank spezieller Trainings in nur sechs Wochen erlernen. Fünf Minuten tägliches Üben können schon dazu beitragen, die Verknüpfungen in unserem Gehirn neu zu stärken, Stress zu reduzieren und aufmerksamer durch den Tag zu kommen. 

Julianne Nitsche

Business Administration and Economics