Tanja Schneider

Persönlichkeit und politische Einstellungen?

11. April 2018

Spätestens seit dem Skandal um „Cambridge Analytica“ sind sich die Menschen der Tatsache etwas bewusster, dass scheinbar guten Absichten folgende Plattform-Betreiber, vor allem von einem alten Motiv getrieben sind, welches beinhaltet, persönliche Daten zur Beeinflussung menschlichen Verhaltens zu nutzen bzw. nutzen zu lassen; Gier würde es wohl am besten beschreiben.

Sei es im harmlosesten Fall für die gezielte Steuerung von Werbekampagnen für bestimmte Dienstleistungen und Produkte oder im schlimmsten Fall zur Manipulation von politischen Meinungsbildungsprozessen bzw. zum Beispiel zur Identifikation und Beeinflussung von Personen mit hohem Radikalisierungspotenzial.

In einer Untersuchung einer Organisation, die ganz ähnlich wie Cambridge Analytica Persönlichkeitsdaten mit Hilfe von Facebook erfasst (siehe: mypersonality.org) konnten interessante Persönlichkeitsunterschiede zwischen den zwei politischen Polen ermittelt werden, die in den USA als liberal (eher links vom politischen Spektrum) bzw. konservativ (eher rechts) bezeichnet werden.

Hier erst einmal ein paar Merkmale, welche die ideologische Trennung der beiden Perspektiven am Beispiel der „Konservativen“klarmacht:

  • Stehen sozialen Reformen eher kritisch gegenüber
  • Setzen sich für die Erhaltung von Traditionen bzw. bewährten Institutionen ein
  • Akzeptieren die Existenz (unabwendbarer) sozialer Ungleichheiten

Die Erfassung der Persönlichkeitsmerkmale erfolgte anhand des in der Persönlichkeitspsychologie etablierten Modells der „Big Five“, auch OCEAN-Modell genannt, das nachfolgend kurz beschrieben wird:
O: „Openness“ oder Offenheit für Neues
C: „Conscientiousness“ oder Gewissenhaftigkeit
E: „Extraversion“ oder Kontaktorientierung
A: „Agreeableness“ oder Harmonieorientierung
N: „Neuroticism“ oder emotionale Stabilität 

Die stärksten Unterschiede ergaben sich in der US-Stichprobe (von der stärksten zur schwächsten Unterscheidung) bei der:

  1. Offenheit für Neues (Liberale sind ganz deutlich offener)
  2. Harmonieorientierung (Liberale sind im Umgang deutlich weniger konfliktorientiert)
  3. Gewissenhaftigkeit (Konservative sind eher gewissenhafter)
  4. Extraversion (Konservative sind eher kontaktorientierter) 

Nur geringfügige Unterscheide ergaben sich hinsichtlich der emotionalen Stabilität.

Wozu können nun solche und ähnliche Ergebnisse genutzt bzw. missbraucht werden?

Nun, einerseits können damit gesellschaftliche Veränderungen besser beobachtet/beschrieben werden, andererseits könnte man sich natürlich auch überlegen, wie politische Botschaften aufgearbeitet werden müssen, um Personen mit unterschiedlichen Sensibilitäten von bestimmten Meinungen zu überzeugen.

Mehr dazu erfahren Sie unter:
http://mypersonality.org/wiki/lib/exe/fetch.php?media=pnoor2011.pdf

Um mehr über die Persönlichkeitspsychologie zu erfahren, klicken Sie bitte:
https://youtu.be/qYvXk_bqlBk

Tanja Schneider

MSc.
Arbeits- und Organisationspsychologin