Sébastien Simonet

Was macht den Erfolg von “Squid Game” in psychologischer Hinsicht aus?

15. Oktober 2021

Die Serie ist nicht nur ein unterhaltsamer, wenn auch äusserst gewaltverherrlichender internationaler Megahit, sondern auch eine Fundgrube für psychologische und soziologische Konzepte.

Eine psychologische Erklärung für seine Popularität findet sich bestimmt in der gegenwärtig populären Sozialkritik einer zwanghaft kompetitiven, kapitalistischen Gesellschaft. So identifizieren wir uns erst mit den Teilnehmenden des Spiels, sobald dann aber VIPs ins Geschehen eingreifen, sehen wir und mit der Tatsache konfrontiert, dass wir mit diesen ein voyeuristisches Vergnügen am Kampf ums Überleben der Protagonisten teilen.

Dann vereinfacht die kulturelle Distanz die Einnahme einer Aussenperspektive, die es uns erlaubt, uns genug, aber dennoch nicht zu stark mit dem Geschehen zu identifizieren.

Interessant erscheint aus psychologischer Perspektive auch die Tatsache, dass die Arbeiter alle bis auf wenige Unterschiede in gleichen Uniformen mit einer Gesichtsmaske stecken, sodass ihre Anonymität garantiert wird, die – so haben es viele Studien in der Vergangenheit gezeigt – das Begehen von Gräueltaten erleichtert. Dies wurde zum Beispiel im Rahmen des Modells der sozialen Identität und Deindividuation beschrieben (siehe z.B.: https://lnkd.in/dzeChxWP)

Die Serie konfrontiert uns sicher mit uns selbst, menschlichen Schwächen, moralischen Erwartungen und Grenzen, die wir mehr oder weniger gerne zu überschreiten bereit sind. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen scheint wichtig, aber die Serie birgt auch aufgrund ihres ästhetischen Anspruchs die Gefahr, Gewalt für manche salonfähig zu machen und diese als Mittel zum Erfolg zu legitimieren.

Mehr dazu unter:

https://lnkd.in/dVa363PN

https://lnkd.in/dZvK-miW

Sébastien Simonet

Lic. Phil
Psychologue du travail et des organisations FSP